MENSCH. UND JETZT. – die Gemälde
Es war ein besonderes Privileg, in einer Kirche anstelle des Kreuzweges farblich abgestimmte Gemälde zeigen zu dürfen – vom Cambrium bis in die Jetzt-Zeit. Installationen und Textilkunst haben die spezielle Atmosphäre der Ausstellung abgerundet. Die Entwicklungen der Kunst durch die Jahrtausende sichtbar zu machen, einen ganzheitlichen Blick auf unsere Geschichte als schöpferische Wesen zu werfen, das kann den Zugang zu diesem Potential auch für jetzige Menschen öffnen.
Alle Gemälde sind in einem hochwertig produzierten, 124seitigen Katalog dargestellt und beschrieben. Dazu gibt es eine spannende Reise durch die gesamte Kunstgeschichte mit konkretem Bezug zum Mensch-Sein.
Die Motive können auch als Postkartenset oder als Gemäldedruck auf Leinwand im Shop bestellt werden.
Zum Malprozess
Sich malerisch durch die Kunstgeschichte zu bewegen ist ziemlich spannend. Über das Nachempfinden des Pinselstrichs bei Höhlenzeichnungen, Pharaonen, Stadtstrukturen, Denkern, Kriegsopfern, über Materialien und Malweisen, bekomme ich einen sinnlichen Einblick, eine Ahnung von Bewusstseinsausrichtungen, von Sprüngen und Verwerfungen.
Wir Menschen haben uns ausgehend von einem vorbewussten Eingebundensein in die Natur erstmals auf Felswänden ausgedrückt, durch Ritzungen in Stein, und urtümliche Knochenflöten. Riesige Steinbauten, die bis heute nicht erklärt werden können, markieren die Wende zu den großen Siedlungen. Viehzucht, Sesshaftigkeit und soziale Ungerechtigkeiten entwickeln sich, die bis heute andauern. Mythische Erzählungen spüren dem Ursprung des Mensch-Seins, Göttern, dem menschlichen Geist nach.
Mit der griechischen Antike löst sich der Mann aus dem mythischen Gewebe und bahnt sich zornig und entschlossen mit der Kraft des Denkens seinen Weg. Ab der Renaissance machen wir uns die Erde endgültig untertan. Wir rationalisieren, zerteilen, erforschen und industrialisieren Handwerk, Transport, Kommunikation, Kriege. Heute, in der digitalen Revolution, lassen wir Technologie bis in unser Innerstes, unter die Haut, eindringen. Gleichzeitig zersplittert die Weltwahrnehmung in einen Strudel von Fragmenten, die analog zum Weltraummüll an der Peripherie unseres Geistes kreisen – sinnlos, beziehungslos und ohne Fokus.
Kunst hat alle diese Schritte begleitet und aufgezeichnet. Vielleicht kann Kunst im direkten und greifbaren Kontakt zu echten Personen – mit Alltagsnöten und der Kapazität zu größtem Schmerz und höchstem Glück – heute das Menschsein hochhalten, bevor es sich, wie Autoren wie Yuval Noah Harari düster prophezeien, endgültig in der Maschinenwelt auflöst.
Zum Weiterlesen: Die Serie MENSCH. UND JETZT. wird im Katalog zur Ausstellung mit allen historischen Hintergründen, Kunstwerken, Zeitleisten ausführlich dargestellt.